Donnerstag, 15. Dezember 2011

Rückblick PRESENCE IN LAYERS

Foto © Philipp von Ganski
Foto © Philipp von Ganski

Die aktuellen Umbauarbeiten der Sophiensæle waren für acht Berliner KünstlerInnen Anlass, ihre Wandlungen und Eigenarten in einer Ausstellung zu reflektieren. Wie kann die Vergangenheit eines Ortes erfahrbar gemacht werden, der sich immer wieder erneuert hat, der immer wieder neu erfunden wurde: als Handwerkervereinshaus, als Versammlungsraum der revolutionären Linken, als Ort der Ausbeutung von Zwangsarbeitern - und letztlich als ein Theater, in dem der Veränderungsprozess im Wochenrhythmus verdichtet wird? Verändern all diese Ereignisse noch heute unsere Wahrnehmung der Räume? Bedeuten all die Ereignisse irgendetwas für uns? Ein Rückblick auf die Ausstellung PRESENCE IN LAYERS.

Andreas Greiner/ Armin Keplinger - Foto © Philipp von Ganski

Laura McLardy MOCK-UP - Foto © Philipp von Ganski
Anton Burdakov CHALK - Foto © Philipp von Ganski

David Kroell LÄUFERSCHATTEN (SOPHIENSÆLE EDITION) - Foto © Philipp von Ganski

Dienstag, 22. November 2011

Mini-Survival-Guide: Überleben auf der Baustelle

Kabeldschungel werden oft unterschätzt
Plötzlich auf der Baustelle, fernab der gewohnten Arbeitsverhältnisse - wer hat davon nicht auch schon geträumt? Worauf Sie bei einem solchen Abenteuer-Trip achten sollten, zeigt unser Survival-Guide.
Wenn es auf einer Theater-Baustelle wirklich einmal hart auf hart kommt, muss jeder Handgriff sitzen, müssen die Grundbedürfnisse nach einem halbwegs möglichen Spiel- und Probenbetrieb, Büro-Obdach oder Wasser und Toiletten gedeckt werden. Dabei spielen die Gegebenheiten vor Ort eine entscheidende Rolle - ebenso die Orientierung mithilfe von Erinnerung, Instinkt, Telefon und Nachfragen oder die Fähigkeit potentielle Gefahrensituationen schnellstmöglich zu erkennen und sich in hygienisch nicht immer einfachen Verhältnissen einzurichten. Auch die richtige Ausrüstung kann auf der Baustelle über Leben und Tod entscheiden. Hier einige nützliche Tipps für das große Abenteuer.

 

 

Alltägliche Verzweiflung

Wasser und Sanitär

Sauberes Wasser und ausreichende Toiletten sind nicht überall selbstverständlich. In Räumen mit vorübergehend abgestelltem Trinkwasser, sollte man sich einen transportierbaren Vorrat an solchem sichern. Sollte es eingeschränkte Toilettennutzungsmöglichkeiten geben, empfiehlt sich ein an die Mittagspause und etwaige Außentermine angepasstes Trinkverhalten. Gäste des Hauses sollten dies für einen Besuch ebenfalls in Erwägung ziehen.  

Orientierung

Verlaufen auf der Baustelle geht schnell. Manchmal reicht eine Abkürzung querfeldein, und schon steht man planlos im Gelände. Doch die Orientierung klappt im Ernstfall auch ohne GPS-Gerät. Für Menschen, die das Haus bereits vor der Sanierung kannten, empfiehlt sich eine Orientierung an unveränderlichen Details des Gebäudes, wie Treppenhäusern oder Etagenanzahl. Für den Publikumsbetrieb sollten eigens angebrachte Schilder ein gefährliches Umherirren auf Baustellensperrzonen verhindern. 

Ausrüstung
MitarbeiterInnen und BesucherInnen des Hauses sollten sich über die Auswirkungen einer Baustelle  auf Kleidung und Accessoires bewusst sein. Besondere Vorsicht sollte man auf das Schuhwerk legen. Von offenen und übermäßig beabsatzten soll an dieser Stelle abgeraten werden. Allgemein hinterlässt vor allem der Baustaub deutliche Spuren und kann durch die erschwerten Trinkwasserhältnisse vor Ort auch nur ungenügend beseitigt werden. Greifen sie also lieber auf die Modelle der vorletzten Saison zurück.
Unbedingt sollte man daran denken, eine Taschenlampe, oder ein ähnliches Lichtutensil bei sich zu führen um auch unter erschwerten Sichtverhältnissen den Absturz in zuvor nicht dagewesene Bodenöffnungen zu verhindern.

Ain't no office wild enough
Arbeitsplatz
Büro-Arbeitsbedingungen auf der Baustelle erfordern vor allem Flexibilität und ein eher stoisches Temperament. Fähigkeiten wie schnelles Reaktionsvermögen, Konzentrationsfähigkeit trotz Baulärm, Unerschrockenheit gegenüber rieselndem Putz auf den Arbeitsplatz und umsichtiges Bewegungsverhalten lassen sich hier vorzüglich trainieren. Für wichtige Treffen zur Besprechung von sensiblen Themenkomplexen empfiehlt es sich, umliegende Gaststättenlokalitäten aufzusuchen (dies lässt sich wiederum vorzüglich mit einem Toilettenbesuch verbinden).

Abschließend lässt sich das Survival-Abenteuer Baustelle allen empfehlen, die ein Arbeitsverhältnis abseits üblicher Büroverhältnisse suchen und an sich täglich verändernden Gebäudeverhältnissen interessiert sind. Nutzen sie die Chance auf eines der letzten echten Abenteuer unserer Zeit!   

Inspiriert von Überleben in der Wildnis auf: http://www.outdoor-magazin.com 

Christiane Kretschmer

Freitag, 11. November 2011

Überlagerte Schichten


Andreas Greiner/ArminKeplinger

Es knistert in der Ecke. Alle 30 Sekunden tropft Wasser – und verdampft sofort wieder. In einem unscheinbaren Betonquader mit verspiegelter Oberfläche, versteckt sich eine Herdplatte, die das tropfende Wasser sofort in eine andere Form zwingt. Am Rand des Spiegels haben ein paar feuchte Wassertropfen überlebt – oder ist es doch ein verschütteter Sekt zur Vernissage? Letzte Woche hat die Ausstellung „Presence in Layers“ in den Sophiensælen eröffnet. Acht KünstlerInnen aus Berlin haben dafür in der Geschichte des Hauses gegraben und sind nun mit den Ergebnissen ihrer Arbeit im Virchowsaal wieder aufgetaucht.

David Kroell hat ein Fragment des Deckenstucks mit Klebstoff auf den Boden übertragen.
Der Schmutz von den Schuhen der BesucherInnen bringt den Stuck zum wachsen.

Mit Beginn des Umbaus der Sophiensæle hatte sich im Frühjahr ein KuratorInnenteam gebildet, das von der Offenlegung der verschiedenen Gebäudeschichten vollkommen fasziniert war. Der Denkmalschutz legte Farbschichten frei, die noch aus der Zeit stammten, als Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht im Virchowsaal sprachen. Die Geschichte des Ortes kroch förmlich aus allen seinen Poren. Die Idee einer Ausstellung entstand und die KünstlerInnensuche konnte beginnen: „Bei der Auswahl der KünstlerInnen gingen wir danach, ob wir deren Arbeitsweise mochten und dachten: Wenn diese Leute Lust hätten, sich mit dem Ort auseinander zusetzen, könnte ein sehr interessantes Ergebnis heraus kommen,“ berichtet Pia Bruer, eine der KuratorInnen.

Die Künstlerin Laura McLardy ist etwa den Stucklinien im Haus gefolgt – manche sind einfach unterbrochen, über manche wurde eine zweite Decke gezogen und manche verschwinden ins Nirgendwo. Hier steht eine Kulisse, die an einem Stuckverlauf ansetzt und ihn dann vertikal in Richtung Boden auf einem Papierschal fortsetzt. Während das Papier erst die Form des Stucks annimmt, wird es am Ende wieder glatt und von der vorherigen Form ist nichts mehr sichtbar. Laura McLardy ist Schülerin von 
Olafur Eliasson – wie auch Andreas Greiner. Zusammen mit Armin Keplinger hat er die Verwandlung des Wassers auf der knisternden Herdplatte in Beton umgesetzt.
"SETI" Felix Kiessling

So spielen alle Ausstellungsstücke im Raum mit der Wandelbarkeit von Stoffen, Situationen, Schichten. Wo wir stehen, steht noch eine unendliche Geschichte neben uns. Wo wir gehen, hinterlassen wir Spuren. Was wir gestalten, verformt etwas anderes. Doch die Ausstellung bietet auch einen Unterschlupf für so viel Gleichzeitigkeit. SETI von Felix Kiessling ist laut Pia Bruer eine Negation der Suche nach Spuren: „Man tritt ein, es ist schwarz und komplett still und man ist abgeschirmt von der Geschichte.“ Selbst das Knistern der Herdplatte ist hier nicht zu hören. Im ständigen Transformationsprozess des Hauses ist also: Stille. 

Katrin Gottschalk


Zu sehen ist die Ausstellung noch am 11./12./16./17./18. November jeweils von 15 bis 20 Uhr. Gezeigt werden Arbeiten von Anton Burdakov, Andreas Greiner/ Armin Keplinger, Johanna Jaeger, Felix Kiessling, David Kroell, Laura McLardy und Philipp Wimmen.

Konzeption, Kuration, Umsetzung: Pia Bruer, Tina Gebler, Thomas Gottschalk, Julia Müller, Lukas Töpfer

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Sound auf der Baustelle




Oboe: Cathy Milliken
Schlagzeug: Robyn Schulkowksy
Konzept: Daniel Ott 
Kamera: Sebastian Zidek
Schnitt: Judith Klapper

Aufnahme vom 7. Juli 2011

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Langsam wird es eng: Die historischen Kühlschränke warten genauso auf ihren endgültigen Bestimmungsort,  wie unzählige alte und neue Fenster im gesamten Haus.
Foto © Joe Goergen

Das wird der Rauchertummelort im 3. OG. Doch sieht er düster aus, aber die Lichtstrahlen lassen sich bald nicht mehr aufhalten.
Foto © Joe Goergen

Das Versteckspiel: Nach den Brandschutzauflagen müssen die schönen, alten Festssaaltüren durch Stahltüren unterstützt werden. Damit die neuen Türen nicht die alten verdecken, müssen sie in den Wänden versteckt werden. Momentan werden die Stahltüren also an die Wände gehangen und anschließend von einer weiteren Wand verdeckt. Nur im Notfall werden die Türen sichtbar, wenn sie sich automatisch schließen.
Foto © Joe Goergen

Materiallager mit Namen Festsaal
Foto © Joe Goergen

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Exklusives Interview mit den Sophiensælen

Foto © Renata Chueire

Der Ausdruck Sanierung beschreibt den Zustand, in dem sich der erste bis dritte Stock der Sophiensæle momentan befinden, sehr zurückhaltend. Als ich letzte Woche durch die Treppenhäuser, Flure und Säle gelaufen bin, um mir die voranschreitenden Baumaßnahmen anzugucken, hatte ich das Gefühl mich im absoluten und unendlichen Chaos zu befinden. Das folgende Gespräch mit den Sophiensælen hat mich allerdings beruhigt: Das 106 Jahre alte Gebäude geht sehr entspannt mit der Situation um!



Guten Tag liebe Sophiensæle, es freut mich heute mit Ihnen sprechen zu können.
Es ist momentan einiges in Bewegung bei Ihnen. Wie geht es Ihnen mit den Veränderungen?

Die letzten Jahre waren  eine Herausforderung! Die vielen Menschen, die sich durchgehend in meinen Räumen aufgehalten und gearbeitet haben und dann diese großen Veranstaltungen. Auch wenn mir die Aktivitäten in meinen Räumen sehr gefallen, hatte ich das Gefühl den Bedürfnissen der Menschen nicht mehr gerecht zu werden. Die Jahre der zugigen Räume, alten Toiletten und bröckeligen Decken sollten nun zu Ende gehen. Daher geht es mir momentan  sehr gut. Ich freue mich über die Veränderungen und blicke in eine gesichertere  und entspanntere Zukunft.


Das hört sich aber sehr zuversichtlich an.
Im Moment sieht man in Ihren Räumen Staub, Dreck und Bauschutt soweit das Auge reicht...

Das stimmt, aber diese Zeit wird in naher Zukunft vorüber gehen. Die Baumaßnahmen sollen spätestens am 2. Dezember zur großen Wiedereröffnung abgeschlossen sein. Ich habe Jahre erlebt in denen niederländische Zwangsarbeiter im Festsaal unter menschenverachtenden Verhältnissen arbeiten mussten und NS-Propagandamaterial herstellten. Es würde mir nicht in den Sinn kommen mich über den Dreck, den Lärm und die Bauarbeiten der heutigen Tage zu beschweren.


Foto © Renata Chueire
Erklären Sie doch bitte genau, was in den Sælen gerade passiert.

Es ist ganz schön schwierig den Überblick zu behalten. Grundsätzlich wird alles notwendige getan, um die Räume für den Alltag der Produktions- und Spielstätte sophiensæle zu ermöglichen. Dazu gehören technische Erneuerungen, wie ein Lastenfahrstuhl und eine Entlüftungsanlage. Außerdem sind die Fenster und die Heizungsanlage zu alt, um die modernen Bauauflagen abzudecken. Dann werden die Toiletten im Foyer und im dritten Stock erneuert und die Garderobensituation für die KünstlerInnen verbessert. Schließlich wird sich die Bar im Foyer verändern und eine neue Bar vor dem Hochzeitssaal entstehen. Es kann also weiterhin ordentlich gefeiert werden! Gerade sind sehr viele Bauarbeiter im Haus, die parallel an den verschiedenen Dingen arbeiten.

Gefallen Ihnen die Modernisierungen, zum Beispiel die Entlüftungsanlage und die neuen Toiletten?

Foto © Renata Chueire
Gewöhnungsbedürftig sind die Modernisierungen zum Teil schon. Gerade die Entlüftungsanlage wirkt unpassend in meinen alten Gemäuern. Der glänzende Stahl wird mir bestimmt erst sehr auffallen im Gegensatz zu der verzierten, dunklen Decke  im Festsaal. Aber daran werde ich mich gewöhnen und dann ist auch das nicht mehr auffallend. Man darf sich vor solchen Veränderungen nicht verschließen. Diese Maßnahmen sind wichtig für alle, die sich in meinen Räumen aufhalten werden. Außerdem wird  sehr darauf geachtet, dass ich so ursprünglich bestehen bleibe, wie möglich. Ich kann mich über den Umgang mit meinen Gemäuern wirklich nicht beschweren!

Ein Zukunftswunsch.

Mir gefällt die derzeitige Nutzung meiner Räume sehr gut. Hier existiert ein Ort mit dem Menschen schöne Erlebnisse verbinden und immer viel passiert. Ich hoffe, dass dies noch lange so bleiben wird.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Marie Witte

Freitag, 23. September 2011

Die Brötchen sind auch immer gleich belegt

© Lena Tropschug

Es geht voran. Unsere Bauarbeiter arbeiten sich Stockwerk für Stockwerk nach oben. Der Fahrstuhlschacht ist inzwischen auf der dritten Etage angekommen, die historischen Kühlschränke mussten weichen, haben aber überlebt. Wenn man nicht aufpasst, läuft man Gefahr bei lebendigem Leib in seinem Büro eingemauert zu werden. Einige Räume sind wirklich und tatsächlich nicht wiederzuerkennen: etwa unser ehemaliger Küchen-Garderoben-Archiv-Mehrzweckraum  hinter dem Hochzeitssaal oder das frühere Technikbüro. Frisch verputze Mauern stehen in schrägem Kontrast zu den „charmant“ bröckelnden alten Decken und plötzlich hervorwachsenden Kabelenden.  An vielen Orten ragen Gerippe zur Decke, die später mal zu Wänden werden sollen. Von allen Wänden befreit ist hingegen die frühere Herrentoilette, die nun mit der Aura eines Duchampschen Ready Mades in die Welt blickt.
Doch um so mehr sich das Gebäude verwandelt und um so näher der Baulärm kommt, um so gelassener werden die Veränderungen zur Kenntnis genommen: Wände verschwinden, Wände entstehen, Böden beben, Fenster splittern,  Holzspäne fliegen, Computer verstauben, rostbraunes Wasser schießt aus Leitungen, Musterbücher bedecken Bürotische und Kuscheldecken den Kopierer  - so what, inzwischen Arbeitsalltag. Nicht der Baulärm irritiert mehr, sondern plötzlich eintretende Stille. Wandel ist (fast) schon Normalität.
Die Planung für die Wiedereröffnung der sanierten Sæle nimmt konkretere Züge an, dabei bleibt weniger Zeit täglich die Sanierungsfortschritte zu bestaunen.
Und schließlich hatten wir ja schon die erste Premiere der Spielzeit: perfekt ins Baustellenambiente eingemauert.
Nina Klöckner

Donnerstag, 15. September 2011

Türen

Foto © Johanna Hullár
Foto © Johanna Hullár
Foto © Johanna Hullár

Montag, 12. September 2011

Hygienische Reform-Kühl-Anlagen

 
Kühlschrank und Büffetschrank aus dem Jahr 1905
© Johanna Hullár
Im dritten Stock werfe ich einen Blick in die Vergangenheit der Sophiensaele. Zwei antike Kühlschränke und ein Büffetschrank erinnern daran, dass sich an diesem Ort vor über hundert Jahren eine Küche befand. Produziert im Jahr 1905 von der Firma H. Denecke & Co – Hersteller für „Hygienische Reform-Kühl-Anlagen und Bierzapfeinrichtungen“ sind die Kühlschränke ein historischer Fund.
Ich bin fasziniert davon, die Funktionsweise von alten Kühlkästen an diesem Beispiel selbst zu erforschen. Bei näherer Betrachtung erkenne ich, dass sie aus Holz gezimmert und innen mit Fliesen ausgekleidet wurden. Fächer mit Eisblöcken oberhalb der Schränke fungierten als Kühlung und Korksteinplatten bildeten eine dicke Isolierschicht. Über Ablaufrinnen wurde das geschmolzene Eiswasser auf geheimnisvollen Wegen entsorgt.
Wenn man sich ein wenig umschaut, kann man weitere Spuren der alten Küche finden. An der Wand hängt ein kleines Prägeschild mit der Aufschrift „III. Stock“, das auf den ehemaligen Speiseaufzug hinweist. Er ist zwar verdeckt, aber seine mechanische Stockwerkanzeige ist noch sichtbar.

An der Stelle, an der sich die ehemalige Küche befindet, ist nun allerdings der neue Aufzugschacht geplant, weshalb die antiken Schmuckstücke ins neue Foyer des Hochzeitssaals transportiert werden sollen. Dies ist jedoch ein schwieriges Unterfangen, da die massiven Kühlschränke Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts vor Ort aufgebaut wurden und man sie seither nicht bewegt hat. Das Risiko, dass die denkmalgeschützten Anlagen beim Transport zerbrechen, ist nicht zu unterschätzen. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass uns diese Aufgabe gelingen wird und freuen uns schon auf das beeindruckende Bild, dass die wiederentdeckten Antikstücke im Foyer für unsere Besucher bieten werden.
 Kim Voss

Freitag, 9. September 2011

Das Rätsel um die verschollenen Büros


Fahrstuhlschacht © Lena Tropschug



Spuren im Dreck © Lena Tropschug
Der erste Tag an den sophiensælen. Beeindruckt wie ein kleines Schulmädchen stehe ich vor dem majestätischen Eingangsportal, das von einigen Haufen Bauschutt geziert wird. Mein Weg führt durch ein Labyrinth von Bauautos hin zum Gebäude rechts von mir, von dem ich hoffe, dass es immer noch die Büros beherbergt. Ein freundlicher Bauarbeiter schließt mir die Tür zum Treppenhaus auf. Staub liegt in der Luft. Das Treppengeländer hätte ich besser nicht angefasst. Im dritten Stock angekommen stellt sich mir erneut eine Tür in den Weg: „Baustelle - betreten verboten!“. Die Tür ist zwar nur angelehnt, aber vermutlich fällt mir augenblicklich ein schwerer Stein auf den Kopf, wenn ich sie öffne. Das wäre dann mein erster Tag in den sophiensælen gewesen.
Ich wage es trotzdem: Unsicher schaue ich den Gang hinunter und mein Blick fällt durch eine nicht mehr vorhandene Tür in einen großen Saal. Das ist der Hochzeitssaal und er ist eine Baustelle. Die Büros sollten ein paar Räume weiter sein, doch das eine ist verschlossen und vor dem anderen hängt eine dicke Plastikplane. Der Handwerker aus dem Hochzeitssaal kann mir leider auch nicht weiterhelfen, denn er hat heute morgen niemanden gesehen. So entschließe ich mich, mein kleines Abenteuer zu beenden und greife zum Telefon.
Einige Sekunden später betrete ich meinen neuen Arbeitsplatz. Er wird durch eine dicke 
Plastikplane vor Staub geschützt.

                                                                                                                                        Kim Voss

Donnerstag, 1. September 2011

Babel

In building the city and its tower, people did not have to worry about neighbours or planning permissions. Before they were scattered around the earth and their speech was confused, they did not concern themselves with what architectural form would be the best; the settelment grew organically. They did not argue about what shape the tower should take to symbolize their city, or how visitors would respond to it. They did not compete between themselves, but with the heavens. Some versions of the story speak of inhuman struggle: “a woman making bricks was not allowed to be released in the hour of child-birth, but brought forth while she was making bricks, and carried her child in her apron, and continued to make bricks.” Why such hardship? To see “whether  the heaven is made of clay, or of brass, or of iron.”
Anton Burdakov






Für eine im November 2011 in den sophiensælen stattfindende Ausstellung setzt sich der Künstler Anton Burdakov momentan mit den Themen Wandel, Umbau und Geschichte auseinander.


Montag, 29. August 2011

Fortschritte

Der Eingang zum Foyer musste aus Brandschutzgründen neu gemauert werden.
Foto © Anna Meschiari


In der Küche des Hochzeitssaals fielen die Wände und legen den Blick frei auf die Kühlschränke und das Büffet von 1905.
Foto © Anna Meschiari 

Im Foyer entstehen die neuen Sanitärbereiche. Da gemauerte Wände zu schwer wiegen würden, haben sich die Architekten für Rigips entschieden.
Foto © Anna Meschiari 

Auf der Galerie des Festsaals fielen nun auch die letzten Wände und es kann mit den Aufbauarbeiten begonnen werden.
Foto © Anna Meschiari 

Montag, 15. August 2011

Ein Fahrstuhl wird kommen

Foto © Sophie Schäfer

Im Keller der sophiensæle wurde tiefer in den märkischen Sand gegraben, um Platz für den Lasten- und Personenaufzug im hinteren Treppenhaus zu schaffen. Damit der übrige Kellerboden nicht wegsackt, muss er unterfangen, also untermauert werden. Die so entstandene rechteckige Grube wird anschließend mit wasserdichtem Beton befestigt, damit der Fahrstuhl keine unangenehmen Begegnungen mit dem Grundwasser hat. Auf Grund der Enge der alten Gemäuer geschehen die meisten Arbeiten in mühevoller Handarbeit, wie die Bilder beweisen.

Donnerstag, 11. August 2011

Zwischenstand

© Christian Birkholz
 

Nachdem in den letzten Wochen zahlreiche Wände gefallen sind, wachsen nun die ersten neuen aus dem Boden. Im Foyer wird uns auch in Zukunft eine Mauer vor eisiger Treppenhauszugluft beschützen und eine skelettöse Leitungsinstallation markiert schon kommende Toilettenstandorte.
Und auch im Keller wird - wenn man der Geräuschkulisse trauen darf - gemauert und betoniert was das Zeug hält.


© Sophie Schäfer
 

Montag, 8. August 2011

Kabelschau

© Markus Ulrich
© Markus Ulrich



© Markus Ulrich

Montag, 1. August 2011

Autogenes Schwinden

Foto © Johanna Hullár

Mumifizierte Ratten liegen neben Knochenteilen und Münzen. Farbe schält sich von den Wänden wie Haut nach einem Sonnenbrand. Auf dem Boden vereinzelte Postkarten mit Premierenwünschen zu längst abgespielten Produktionen. Jemand hat versucht das Treppenhaus zu wischen und der Staubschlamm zieht sich in Ornamenten über die Stufen. Der Geruch von verschmortem Gummi und Staub überlagert das vertraute Odeur aus den vorsintflutlichen Rohrleitungen. Statt einer Wand trennt nun ein Graben das Foyer vom Treppenhaus.
Ein roter Rüssel ragt aus dem Festsaal in den Hof und hustet in unregelmäßigen Abständen Holzsplitter und Schutt in den Hof und im Hinterhof wächst ein Beckettscher Sandhaufen aus dem Boden. Kein Mensch zu sehen. Nur dumpfe Schläge und Bohrgeräusche aus den Tiefen der sophiensæle lassen erahnen, dass das Haus den Schutt diesmal nicht selbst hervorbringt.
Der Bürotrakt liegt scheinbar verlassen unter einer immer dicker werdenden Staubschicht. Der Briefkasten ist leer, mein E-Mail-Postfach auch, kein Telefon klingelt, niemand kommt vorbei und selbst der Himmel ist staubig-grau. Zwei fette Tauben sitzen abwartend auf dem Fensterbrett des Giebelfensters am Treppenhaus und schauen skeptisch und neugierig in den Regen.
Im Kommunikationsbüro sieht alles nach überstürztem Aufbruch aus. An der Garderobe hängen Bauhelme neben blonden Langhaarperücken. Schreibtischlampen ragen nutzlos über die leeren Tischplatten mit den stummen Telefonen. Das Regal ist unzureichend mit Folie abgedeckt, auf dem Boden stehen halbgepackte Umzugskartons und an der Wand wartet ein Heer von Wasch- und Geschirrspülmaschinen auf eine glamourösere Zukunft. Der Fußboden klebt.
Über meinen Computerbildschirm läuft ein transparentes Geisterinsekt verwirrt von oben nach unten von rechts nach links und weiß auch nicht wohin mit sich selbst.Die letzte Vorstellung liegt scheinbar ewig zurück. Meine KollegInnen sind im Urlaub oder an der Spree, die wenigen Hiergebliebenen schlurfen ab und an schlüsselklappernd an meinem Übergangsbüro fka Wellnessbüro vorbei.  Aufräumen, Wegräumen, Aussortieren, Archivieren. Aktualisieren.  Jeder Tag ist eine notwendig-eintönige Aufarbeitung von Liegengebliebenem, selten unterbrochen durch die zaghaften Vorwehen der kommenden Spielzeit. Sommerpause als Verwaltung von Vergangenheit und Vorbereitung von Zukunft. Und unter mir befreit sich der Festsaal Tag für Tag von alten Zeitschichten.

Nina Klöckner

Mittwoch, 27. Juli 2011

St. Oberholz im 3. Stock

Eigentlich hatte ich mein Büro – das Produktionsbüro oder bei den KollegInnen besser bekannt als das „Wellness-Büro“ - schon Mitte Juni geräumt. Bürocomputer und Aktenorder wurden in Kartons gepackt. Gefundene alte Duschvorhänge dienten als staubschützender Überwurf für die hinterlassenen Möbel. Die wellness-ausströmenden Büropflanzen fanden ein Sommerdomizil in der Küche des Bloggers, der wiederum im leeren Büro stehend, sich bekreuzigte ;-), ein "Adé" in den Raum raunte und die Tür zuschloss. Abschluss.
 
Eigentlich ging ich davon aus, dass laut Bauplan ein Tag später mit dem Abriss der Trennmauer begonnen werden sollte, die bisher das Produktionsbüro und das Büro des Tanztage-Festivals voneinander trennt. Zum Herbst soll ein Büroraum in neuer größerer Pracht geschaffen werden, der den FestivalorganisatorInnen des Tanztage- und des Freischwimmerfestivals eine neue Wirkungsstätte eröffnen soll.
 
Fotocollage © Marc Pohl
 
Uneigentlich führt mich derzeitig mein Arbeitsweg in das Radialsystem, um genauer zu sagen, in das gleich benachbarte Gästehaus. Hier haben ein Teil der Büros der sophiensæle für die Zeit des Umbaus Unterschlupf gefunden. Das Produktionsbüro ist nun ein „Zimmer mit Ausblick“ geworden. Ein Zimmer mit Speeblick. Der Blick geht vom Slogan „Würde hat ihren Wert, Arbeit hat ihren Preis – Gesetzlicher Mindestlohn“ des Verdi-Gewerkschaftsgebäudes nach rechts über ein noch unbebautes Stück Brachland am Spreeufer, auf dem Hunde tollen und sich Jugendliche in Militärstiefeln sonnen. Plötzlich springt der Blick dann auf die „Spree-Athen“, ein vorbeifahrendes Ausflugsschiff und erfasst eine Polizeirazzia, bei der die noch zuvor sich sonnenden Jugendlichen, nach Drogen durchsucht werden. Nicht unbedingt der schlechteste Baustellen-Ausweich-Arbeitsplatz-Ausblick.

Eigenartig war mir zu Mute als ich nach ein paar Tagen in die sophiensæle kam, um ein paar Aktenordner zu holen – die Tür des noch zuvor verschlossenen Produktionsbüros stand sperrangelweit offen und im Büro saß sie zusammengerückt, dicht an dicht: die digitale Bohemé der sophiensæle! Sechs KollegInnen aus der künstlerischen Leitung, dem künstlerischen Betriebsbüro, Presse/Kommunikation und Technik saßen an erneut aufgebauten Computern und Laptops in St. Oberholz-Manier nebeneinander und klapperten in trauter Einigkeit auf ihren Tastaturen. Eine Folge des Umbaus bzw. des  sich verzögernden Umbaus – die Mauer des Produktionsbüros wurde nicht planmäßig eingerissen und der Server der Sophiensæle wurde in einen anderen Raum verlegt, danach war es in mehreren Büros nicht mehr möglich ins Netz zu kommen – bis auf das Produktionsbüro - Wellness sei dank. Neuanfang.
Marc Pohl

Dienstag, 26. Juli 2011

Tada!

Nun hat unsere Baustelle auch das obligatorische Bauschild!

Freitag, 22. Juli 2011

Freitag, 15. Juli 2011

Zeit für ein paar Fakten

Foto © Anna Meschiari
Der Festsaal hat sich mittlerweile in ein Paradies für Fakire entwickelt. Nachdem die dritte Holzschicht vom Boden abgetragen wurde, staken nun unendlich viele Nägel in die Höhe. Kleine Pfade aus Pressholzplatten lotsen den Weg durch das Stolperfeld. Die ehemals zugemauerte Galerie wurde wieder frei gelegt und die Einbauten vor der KünstlerInnengarderobe wurden abgerissen. In der Garderobe selbst fielen auch noch einige Wände. Nun ist der ursprüngliche Grundriss dieser Räume wieder hergestellt, der im Laufe des 20. Jahrhunderts stetig verändert wurde. Über 150 Kubikmeter Bauschutt wurden bisher aus den Sälen getragen. Einen großen Anteil daran haben die Abrissarbeiten im hinteren Teil des Flügels, in dem sich das Foyer befindet. Platz gemacht wird dort für den neuen Fahrstuhl, der die sophienæle barrierefrei machen wird. In mühevoller Handarbeit graben die Bauarbeiter im Keller in den Märkischen Sand hinein, um den benötigten Platz zu schaffen. Schritt für Schritt müssen sie den Boden unterfangen, wie man im Fachjargon sagt, gemeint ist damit das Mauern einer Stabilisierung, die vor bösen Überraschungen schützt. Ein kleiner Lastenaufzug mit Unterfahrt bringt den Sand in das Erdgeschoss, von wo er dann mit Schubkarren nach draußen gebracht wird. Das Tempo der Bauarbeiten zieht deutlich an und schon bald gesellen sich zu den Abrissarbeiten auch schon erste Aufbauarbeiten!