Dieser Blog begleitet den baulichen Wandel der sophiensæle in Berlin. Von Juni bis November 2011 besuchen FotografInnen, NachbarInnen, MitarbeiterInnen und Freunde das Haus und posten ihre Eindrücke hier. Die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin hat Gelder für eine Teilsanierung der sophiensæle bereit gestellt, um das geschichtsträchtige Gebäude und gleichzeitig eine wichtige Spielstätte für die Freie Szene zu erhalten.
Donnerstag, 28. Juli 2011
Mittwoch, 27. Juli 2011
St. Oberholz im 3. Stock
Eigentlich hatte ich mein Büro – das Produktionsbüro oder bei den KollegInnen besser bekannt als das „Wellness-Büro“ - schon Mitte Juni geräumt. Bürocomputer und Aktenorder wurden in Kartons gepackt. Gefundene alte Duschvorhänge dienten als staubschützender Überwurf für die hinterlassenen Möbel. Die wellness-ausströmenden Büropflanzen fanden ein Sommerdomizil in der Küche des Bloggers, der wiederum im leeren Büro stehend, sich bekreuzigte ;-), ein "Adé" in den Raum raunte und die Tür zuschloss. Abschluss.
Eigentlich ging ich davon aus, dass laut Bauplan ein Tag später mit dem Abriss der Trennmauer begonnen werden sollte, die bisher das Produktionsbüro und das Büro des Tanztage-Festivals voneinander trennt. Zum Herbst soll ein Büroraum in neuer größerer Pracht geschaffen werden, der den FestivalorganisatorInnen des Tanztage- und des Freischwimmerfestivals eine neue Wirkungsstätte eröffnen soll.
Fotocollage © Marc Pohl |
Uneigentlich führt mich derzeitig mein Arbeitsweg in das Radialsystem, um genauer zu sagen, in das gleich benachbarte Gästehaus. Hier haben ein Teil der Büros der sophiensæle für die Zeit des Umbaus Unterschlupf gefunden. Das Produktionsbüro ist nun ein „Zimmer mit Ausblick“ geworden. Ein Zimmer mit Speeblick. Der Blick geht vom Slogan „Würde hat ihren Wert, Arbeit hat ihren Preis – Gesetzlicher Mindestlohn“ des Verdi-Gewerkschaftsgebäudes nach rechts über ein noch unbebautes Stück Brachland am Spreeufer, auf dem Hunde tollen und sich Jugendliche in Militärstiefeln sonnen. Plötzlich springt der Blick dann auf die „Spree-Athen“, ein vorbeifahrendes Ausflugsschiff und erfasst eine Polizeirazzia, bei der die noch zuvor sich sonnenden Jugendlichen, nach Drogen durchsucht werden. Nicht unbedingt der schlechteste Baustellen-Ausweich-Arbeitsplatz-Ausblick.
Eigenartig war mir zu Mute als ich nach ein paar Tagen in die sophiensæle kam, um ein paar Aktenordner zu holen – die Tür des noch zuvor verschlossenen Produktionsbüros stand sperrangelweit offen und im Büro saß sie zusammengerückt, dicht an dicht: die digitale Bohemé der sophiensæle! Sechs KollegInnen aus der künstlerischen Leitung, dem künstlerischen Betriebsbüro, Presse/Kommunikation und Technik saßen an erneut aufgebauten Computern und Laptops in St. Oberholz-Manier nebeneinander und klapperten in trauter Einigkeit auf ihren Tastaturen. Eine Folge des Umbaus bzw. des sich verzögernden Umbaus – die Mauer des Produktionsbüros wurde nicht planmäßig eingerissen und der Server der Sophiensæle wurde in einen anderen Raum verlegt, danach war es in mehreren Büros nicht mehr möglich ins Netz zu kommen – bis auf das Produktionsbüro - Wellness sei dank. Neuanfang.
Marc Pohl
Dienstag, 26. Juli 2011
Freitag, 22. Juli 2011
Freitag, 15. Juli 2011
Zeit für ein paar Fakten
Foto © Anna Meschiari |
Mittwoch, 13. Juli 2011
Und es wurde Licht!
Foto Festsaal © Lena Tropschug |
Foto Festsaal © Lena Tropschug |
Seit dem Beginn des Umbaus durchflutet Tageslicht die ehemals dunklen Säle und das Foyer der sophiensaele. Etliche Nischen, die jahrelang durch die Dunkelheit und den Arbeitsalltag verdeckt wurden, treten nun in den Vordergrund. Die stuckverzierte Decke im Festsaal fällt durch den Lichteinfall besonders auf. An den Seiten schimmert die goldene Farbe eben und unversehrt während in der Mitte des Saals viele kleine und große Löcher den Putz und die Steine freigelegen. Höchstwahrscheinlich sind dies Einschusslöcher aus dem zweiten Weltkrieg, allerdings ist unklar aus welchem Grund es zu einer Schießerei im Festsaal kam. Eine der vielen Fragen, die das Gebäude birgt und es so geheimnisvoll macht. Gerade in diesen Tagen, an denen die Sonne durch Fenster und Türen scheint und Staubwolken in der Luft liegen, wirken die Treppenhäuser, Säle und das Foyer als ob sie aus einem langen Schlaf erwachen und ihren wahren Charakter präsentieren. Alt und erhaben, mit Erlebnissen und Weisheiten gefüllt! Die Geschichten der Künstlerinnen und Künstler, die in den Sälen performt, getanzt und gesungen haben, sind vorerst nebensächlich. Jetzt erzählen die sophiensaele ihre Geschichte und wenn wir genau beobachten und hinhören, fangen wir vielleicht an etwas mehr von ihr zu erfahren.
Marie Witte
Freitag, 8. Juli 2011
Donnerstag, 7. Juli 2011
Wer träumt die sophiensæle?
Foto © Markus Heine |
In meinen Träumen laufe ich oft durch ein großes Gebäude, das an eine alte Schule erinnert. Lange Flure und endlose Treppenhäuser. Mein abgegriffenes Handbuch der Traumsymbolik (Goldmann-Verlag), das ich 1990 im Gartenhäuschen meiner Großeltern gefunden habe, sagt mir, dass Häuser im Traum für das eigene Selbst stehen, der Keller beispielsweise für das Unbewusste. Na ja. Dasselbe Buch hat mir empfohlen dringend zur Psychotherapie zu gehen, als ich mit 9 Jahren von Bomben auf dem Spielplatz geträumt habe (und eigentlich nur heimlich einen zu aufregenden Krimi im Fernsehen gesehen hatte). Bleibe ich bei der Annahme, das Traum-Haus würde für das Selbst des Träumenden stehen, stellt sich die Frage: Wer träumt die sophiensaele?
Foto Festsaal © Markus Heine |
Christiane Kretschmer
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