Freitag, 23. September 2011

Die Brötchen sind auch immer gleich belegt

© Lena Tropschug

Es geht voran. Unsere Bauarbeiter arbeiten sich Stockwerk für Stockwerk nach oben. Der Fahrstuhlschacht ist inzwischen auf der dritten Etage angekommen, die historischen Kühlschränke mussten weichen, haben aber überlebt. Wenn man nicht aufpasst, läuft man Gefahr bei lebendigem Leib in seinem Büro eingemauert zu werden. Einige Räume sind wirklich und tatsächlich nicht wiederzuerkennen: etwa unser ehemaliger Küchen-Garderoben-Archiv-Mehrzweckraum  hinter dem Hochzeitssaal oder das frühere Technikbüro. Frisch verputze Mauern stehen in schrägem Kontrast zu den „charmant“ bröckelnden alten Decken und plötzlich hervorwachsenden Kabelenden.  An vielen Orten ragen Gerippe zur Decke, die später mal zu Wänden werden sollen. Von allen Wänden befreit ist hingegen die frühere Herrentoilette, die nun mit der Aura eines Duchampschen Ready Mades in die Welt blickt.
Doch um so mehr sich das Gebäude verwandelt und um so näher der Baulärm kommt, um so gelassener werden die Veränderungen zur Kenntnis genommen: Wände verschwinden, Wände entstehen, Böden beben, Fenster splittern,  Holzspäne fliegen, Computer verstauben, rostbraunes Wasser schießt aus Leitungen, Musterbücher bedecken Bürotische und Kuscheldecken den Kopierer  - so what, inzwischen Arbeitsalltag. Nicht der Baulärm irritiert mehr, sondern plötzlich eintretende Stille. Wandel ist (fast) schon Normalität.
Die Planung für die Wiedereröffnung der sanierten Sæle nimmt konkretere Züge an, dabei bleibt weniger Zeit täglich die Sanierungsfortschritte zu bestaunen.
Und schließlich hatten wir ja schon die erste Premiere der Spielzeit: perfekt ins Baustellenambiente eingemauert.
Nina Klöckner

Donnerstag, 15. September 2011

Türen

Foto © Johanna Hullár
Foto © Johanna Hullár
Foto © Johanna Hullár

Montag, 12. September 2011

Hygienische Reform-Kühl-Anlagen

 
Kühlschrank und Büffetschrank aus dem Jahr 1905
© Johanna Hullár
Im dritten Stock werfe ich einen Blick in die Vergangenheit der Sophiensaele. Zwei antike Kühlschränke und ein Büffetschrank erinnern daran, dass sich an diesem Ort vor über hundert Jahren eine Küche befand. Produziert im Jahr 1905 von der Firma H. Denecke & Co – Hersteller für „Hygienische Reform-Kühl-Anlagen und Bierzapfeinrichtungen“ sind die Kühlschränke ein historischer Fund.
Ich bin fasziniert davon, die Funktionsweise von alten Kühlkästen an diesem Beispiel selbst zu erforschen. Bei näherer Betrachtung erkenne ich, dass sie aus Holz gezimmert und innen mit Fliesen ausgekleidet wurden. Fächer mit Eisblöcken oberhalb der Schränke fungierten als Kühlung und Korksteinplatten bildeten eine dicke Isolierschicht. Über Ablaufrinnen wurde das geschmolzene Eiswasser auf geheimnisvollen Wegen entsorgt.
Wenn man sich ein wenig umschaut, kann man weitere Spuren der alten Küche finden. An der Wand hängt ein kleines Prägeschild mit der Aufschrift „III. Stock“, das auf den ehemaligen Speiseaufzug hinweist. Er ist zwar verdeckt, aber seine mechanische Stockwerkanzeige ist noch sichtbar.

An der Stelle, an der sich die ehemalige Küche befindet, ist nun allerdings der neue Aufzugschacht geplant, weshalb die antiken Schmuckstücke ins neue Foyer des Hochzeitssaals transportiert werden sollen. Dies ist jedoch ein schwieriges Unterfangen, da die massiven Kühlschränke Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts vor Ort aufgebaut wurden und man sie seither nicht bewegt hat. Das Risiko, dass die denkmalgeschützten Anlagen beim Transport zerbrechen, ist nicht zu unterschätzen. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass uns diese Aufgabe gelingen wird und freuen uns schon auf das beeindruckende Bild, dass die wiederentdeckten Antikstücke im Foyer für unsere Besucher bieten werden.
 Kim Voss

Freitag, 9. September 2011

Das Rätsel um die verschollenen Büros


Fahrstuhlschacht © Lena Tropschug



Spuren im Dreck © Lena Tropschug
Der erste Tag an den sophiensælen. Beeindruckt wie ein kleines Schulmädchen stehe ich vor dem majestätischen Eingangsportal, das von einigen Haufen Bauschutt geziert wird. Mein Weg führt durch ein Labyrinth von Bauautos hin zum Gebäude rechts von mir, von dem ich hoffe, dass es immer noch die Büros beherbergt. Ein freundlicher Bauarbeiter schließt mir die Tür zum Treppenhaus auf. Staub liegt in der Luft. Das Treppengeländer hätte ich besser nicht angefasst. Im dritten Stock angekommen stellt sich mir erneut eine Tür in den Weg: „Baustelle - betreten verboten!“. Die Tür ist zwar nur angelehnt, aber vermutlich fällt mir augenblicklich ein schwerer Stein auf den Kopf, wenn ich sie öffne. Das wäre dann mein erster Tag in den sophiensælen gewesen.
Ich wage es trotzdem: Unsicher schaue ich den Gang hinunter und mein Blick fällt durch eine nicht mehr vorhandene Tür in einen großen Saal. Das ist der Hochzeitssaal und er ist eine Baustelle. Die Büros sollten ein paar Räume weiter sein, doch das eine ist verschlossen und vor dem anderen hängt eine dicke Plastikplane. Der Handwerker aus dem Hochzeitssaal kann mir leider auch nicht weiterhelfen, denn er hat heute morgen niemanden gesehen. So entschließe ich mich, mein kleines Abenteuer zu beenden und greife zum Telefon.
Einige Sekunden später betrete ich meinen neuen Arbeitsplatz. Er wird durch eine dicke 
Plastikplane vor Staub geschützt.

                                                                                                                                        Kim Voss

Donnerstag, 1. September 2011

Babel

In building the city and its tower, people did not have to worry about neighbours or planning permissions. Before they were scattered around the earth and their speech was confused, they did not concern themselves with what architectural form would be the best; the settelment grew organically. They did not argue about what shape the tower should take to symbolize their city, or how visitors would respond to it. They did not compete between themselves, but with the heavens. Some versions of the story speak of inhuman struggle: “a woman making bricks was not allowed to be released in the hour of child-birth, but brought forth while she was making bricks, and carried her child in her apron, and continued to make bricks.” Why such hardship? To see “whether  the heaven is made of clay, or of brass, or of iron.”
Anton Burdakov






Für eine im November 2011 in den sophiensælen stattfindende Ausstellung setzt sich der Künstler Anton Burdakov momentan mit den Themen Wandel, Umbau und Geschichte auseinander.